Stadt/Landfahrt am 09.11.2016

Adelssitze zwischen Süntel, Deister und den Bückebergen

Statt bei Schneeregen und Dunkelheit, wie sich noch der Vortag gezeigt hatte, startete unsere Bus mit Sonnenschein, schneebedeckten Wiesen und immer noch prächtiger Laubfärbung an den Bäumen zu einer sehenswerten Tour rund um den Deister. Reiseleiterin Frau Eckhardt bot „Nichts“ an, kein Essen, kein Trinken, dafür aber viel geistige Nahrung. In Richtung Bad Nenndorf am Deister entlang teilte sie das Gebiet vor dem Deister in das Calenberg-Welfische, und das Land hinter dem Deister in das Schaumburger Land ein. Wenn die Machthaber früherer Zeiten jemanden aus ihrem Gebiet vertreiben wollten, so musste dieser „über den Deister gehen“, ein noch heute geläufiger Sprachgebrauch.

Nenndorf wurde erst im 18. Jahrhundert zum Bad, nachdem die streng riechenden Quellen ihre Heilwirkung gezeigt hatten.

Beim früheren Schloss in Rodenberg ( Name von „rotem Berg“) angekommen, konnten wir das ehemalige Ständehaus besichtigen, das nach einem Brand 1859 einzig unversehrt geblieben war. Nach dem Kriege benutzen es die Katholiken als Gotteshaus, erst später wurde dort ein Museum eingerichtet. Das zeigt nun früher übliche Trachten von der Taufe über Konfirmation und Heirat bis zu den verschiedenen Zeiten der Trauer. Interessant fanden wir, dass eine Trachtenkleidung von jung bis alt getragen wurde. Den Stoff passte man immer wieder geschickt der veränderten Körpergröße an.

Um das Ständehaus liegt das Freilichtmuseum am Wall des Burgbereiches. Hier zeigen Ausgrabungen Reste der mittelalterlichen Befestigung. Herr Still führte uns herum und erzählte, dass er selbst früher die kleinen Kanonen mit nachgebaut hat, die dort einmal standen. Er erklärte, nach welchen Vorbildern und mit welchem Material sie diese hergestellt haben. So kam beispielsweise die Radkappe eines alten Käfers zu völlig neuer Verwendung.

Als nächstes Ziel im Deister-Sünteltal wartete das Rittergut von Münchhausen in Apelern (nach einer Apfelsorte benannt) auf uns. Das Gut ist seit dem 14. Jhdt. Im Besitz der Herren von Münchhausen, 1561 wurde es für Börries von Münchhausen als Wasserschloss umgebaut.

Dieser Münchhausen war auch als Dichter bekannt. Wie unsere Reiseleiterin erwähnte, gab es einen Pastor Sommerlath in der benachbarten Kirche, ein Urahn der späteren Königin Silvia von Schweden.

In Hülsede angekommen, sahen wir uns das Wasserschloss an, dass ursprünglich als Festung im 14. Jahrhundert der Familie von Rottorp vom damaligen Grafen von Schaumburg übertragen wurde. Nachfolgende Besitzer waren Familie von Mengersen und von Bronsart. Teile des Schlosses mit Gelände können für Festlichkeiten gemietet werden.

In Lauenau machte Frau Eckhardt uns auf die ev. Lukaskirche aufmerksam, die Konrad Hase 1845 erbaut hat. In diesem Gebiet herrschte Heinrich der Löwe, ein Welfe. Ins Schloss zu Lauenau wurde Prinzessin von Ahlden wegen ihrer Liebschaft mit Graf Königsmarck 1694 verbannt. Der Graf wurde damals heimtückisch ermordet. Bei Ausgrabungen 2016 am Landtag in Hannover vermutete man Gebeine des damaligen Grafen gefunden zu haben, der zu seiner Zeit spurlos verschwand. Aber man fand nichts Beweisbares.

In Hannover beim Zentralen Sevice zurück, durften wir nach der vielen geistigen Nahrung an das körperliche Wohl denken, was einige wieder zur Kantine des TÜV führte, die preiswertes und abwechslungsreiches Essen im angenehmer Räumlichkeit bereit hält.

H.B.