Stadtteilfahrt am 21.02.2014

„Hannovers Stadtteile im Südwesten“
Unsere Fahrt startete mit einer Stunde Verspätung, da der Bus der Fa. Mommeyer defekt war. Um 10.30 Uhr ging es los mit einem Ersatzbus der Fa. Beckmann! Frau Eckardt war auch diesmal unsere Reise- führerin!
Wir fuhren über die Hildesheimer Str. und den Altenbekener Damm zum Maschsee. Das Sprengelmuseum mit seiner umstrittenen Fassade und einer enormen Kostenexplosion von 33,5 Mio. Euro ist zum Streitpunkt der Hannoveraner geworden. Während der Fahrt zeigte Frau Eckardt Bilder von der „Tränenburg“ (heute Schrödel-Verlag) und dem Schloss von Alten. Weiter fuhr der Bus in Richtung H-Ricklingen. Frau Eckardt erzählte uns von dem Wasserkrieg zwischen der Stadt Hannover und dem Dorf Ricklingen. Die Stadt Hannover baute einen Verbindungsarm zwischen der Leine und dem Flüsschen Beeke, den „Schnellen Graben“. Es sollten Überschwemmungen verhindert werden – die Ricklinger waren aber nicht einverstanden und boykottierten den Bau, indem sie alles zerstörten, was die Hannoveraner an einem Tag bauten. Es kam zum „Wasserfehdekrieg“ – die Ricklinger erhielten von der Stadt Hannover Entschädigungen, wenn ihnen durch Überschwemmungen Schäden entstanden waren. Heute erinnert der Wasserfehdeweg – vom Ohedamm bis zur Döhrener Masch – an die damaligen Ereignisse.
Ricklingen bietet aber noch eine Besonderheit: hier stand Deutschlands erste Gaslaterne! Auf einer kleinen Rundfahrt durch den Stadtteil fuhren wir auf der Stammestr. Richtung Wrampenhof zum Deichtor. Dieses wurde errichtet, um den Stadtteil vor Hochwasser zu schützen. Auch die Michaeliskirche –gebaut aus Backstein (Baumeister Haase)– hat eine Besonderheit, der Altar steht nicht im Osten! Weiter ging es am Freizeitheim vorbei, bei dessen Einweihung auch Kanzler Willy Brandt anwesend war. Besonders erwähnte Frau Eckardt auch die Namen Schnabel und Menzel, zwei Landwirte, die es den Arbeitern ermöglichten, für eine Unze Feingold ihre Wohnungen zu kaufen. Die Arbeiter vermieteten ihre Wohnung an „Schläfer“, um das Geld zum Kauf der Wohnungen zu verdienen. Die Menzel- und Schnabelstraße stehen unter Denkmalschutz.
Dann fuhren wir in den Stadtteil Wettbergen. Hier erwähnte Frau Eckardt besonders das Neubaugebiet „zero:e park“ (laut Werbung Europas größtes Null-Emmisionen-Baugebiet). Im alten Ortskern konnten wir die Mauerreste der Burganlage und die Kirche bewundern. Wettbergen ist auch bekannt durch das Kinder- und Jugendprojekt „Kinderzirkus Giovanni“. Die kleinen Artisten konnten schon viele Preise, auch international, einheimsen. Der Zirkus Roncalli hat die Patenschaft übernommen!
Das nächste Ziel war der Stadtteil Mühlenberg, ein besonders trauriges Kapitel in Hannover, denn hier war bis Kriegsende ein KZ, eine Gedenkplatte erinnert daran. Fast alle Straßennamen erinnern an
Widerstandskämpfer gegen das Dritte Reich. Das Kreuz vor dem Kirchenzentrum stammt von der Expo 2000.
Leider konnten wir aus Zeitgründen nicht mehr weiter nach Ronnenberg-Empelde fahren. Frau Eckardt erzählte aber auch so einiges über Empelde: Das Bauland, auf dem die ehemalige Munitionsfabrik stand, ist immer noch verseucht. Trotzdem werden weiter Häuser gebaut! Über die Bornumer Straße ging es weiter in Richtung Linden. Dieser Stadtteil erreichte seinen Reichtum im 11. Jh. durch die Stoffindustrie, geprägt durch Großbritannien. Vorbei ging die Fahrt am Containerbahnhof Fischerhof zur Hanomag. Diese Firma baute auch die 1. Dampflok mit 6 PS. Frau Eckardt gab noch einen Spruch zum Besten:
1 kg Blech + 1 kg Lack = fertig ist der Hanomag!
Weiter ging unsere Fahrt zum Lindener Berg – 82 m über NN. Der Wasserbehälter, gebaut 1878 im Stil der Neugotik, ist der größte der Welt und fasst 20.000 m³. Weiter ging die Fahrt in Richtung Deister-platz, vorbei am Lindener Bergfriedhof mit dem Küchenpavillon. Leider steht vom Schloss der Familie von Alten nur noch die Eingangsmauer zum Park, das Schloss wurde am 10.04.1945 kurz vor Kriegsende zerstört. Auch von der ehemaligen Fleisch- und Wurstfabrik steht nur noch die Villa Ahrberg.
Bevor Linden nach Hannover eingemeindet wurde, war sie bis 1920 eine selbständige Stadt mit reichen Bürgerhäusern und 70.000 Ew. Über die Benno-Ohnesorg-Brücke ging unsere Fahrt zum Historischen Museum mit seiner Ausstellung „Hannovers Herrscher auf Englands Thron“. Nach dem Besuch des Museums fuhren wir zurück zum Zentralen Service.
Alle spendeten Frau Eckardt Beifall für die vielen Informationen und neuen Eindrücke unserer Stadtteile im Südwesten Hannovers.

Rita Koch